Annex 83 Österreich

Positive Energy Districts

Positive

Energy

Districts

Positive Energy Districts (PEDs) sind ein innovatives Konzept für die Entwicklung von Stadtteilen und Quartieren, das einen wichtigen Beitrag zu klimaneutraler Stadtentwicklung leisten kann. Das Grundprinzip eines PED besteht darin, ein städtisches Gebiet / einen Stadtteil zu schaffen, der in der Lage ist, mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen und agil/flexibel genug ist, um auf die Schwankungen des Energiemarktes zu reagieren.

Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 100 PEDs in Europa zu schaffen.

Um PEDs zu realisieren:

  • die Energieeffizienz muss verbessert werden,
  • die lokalen Energieflüsse müssen kaskadiert werden, indem etwaige Überschüsse genutzt werden,
  • CO2-arme Energieerzeugungstechnologien müssen eingesetzt werden, um den restlichen Energieverbrauch zu decken.

PEDs zielen aber nicht darauf ab, einen jährlichen Nettoüberschuss an Energie zu erzielen. Vielmehr ist es auch erforderlich, die Auswirkungen auf die Energienetze zu minimieren, indem Optionen für ein besseres Lastmanagement und einen erhöhten Eigenverbrauch vor Ort sowie Technologien für Kurz- und Langzeitspeicher und Energieflexibilität bereit gestellt werden. Intelligente Steuerung und Energieflexibilität sind erforderlich, um die Nachfrage mit der Produktion vor Ort so weit wie möglich in Einklang zu bringen, und um die Belastungen für die Energienetze zu minimieren.

Es bedarf einer multisektoralen Herangehensweise, um PEDs zu realisieren. Erforderlich sind nicht nur innovative Gebäudetechnologien, sondern insbesondere auch neue Definitionen und Schlüsselkonzepte für die Konzeption von PEDs; Methoden, Tools und Technologien für die Planung und Umsetzung, Methoden für die Ex-Ante-Wirkungsabschätzung sowie das Ex-Post-Monitoring von PEDs, sowie neue Organisations- und Geschäftsmodelle sowie Handlungsleitfäden für die Planung von PEDs. PEDs können so eine einzigartige Rolle als Anwender, Vermittler und Inkubatoren für neue Technologien und Lösungen spielen. Dies ist notwendig, um gemeinsam umfassende Pakete von bürgernahen, klimaneutralen Energielösungen zu schaffen.

IEA EBC Annex 83

Die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Definition der nächsten Forschungsschritte für die Entwicklung von PEDs und bei der Unterstützung von Planungs- und Förderentscheidungen mit validierten wissenschaftlichen Methoden. Hier setzt der IEA-Annex 83 an, der das Wissen und die Erfahrung der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zu PEDs sammeln, systematisieren, synthetisieren und in einer für die Praktiker aus Kommunalverwaltungen, Förderagenturen, der Immobilienbranche und von den Energieversorgern und Energienetzbetreibern verständlichen Form aufbereiten wird. Der IEA-Annex 83 wird von VTT, dem finnischen Zentrum für angewandte Forschung, geleitet und von einer Vielzahl der Mitgliedsländer der IEA, darunter Österreich, unterstützt.

IEA Annex 83 Subtasks

Definitionen und Kontext

1. Eingehende Definition, die die Komplexität von PED so weit wie möglich berücksichtigt
2. Klassifizierung von PED-Typologien unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren und
Erstellung von Archetypen

Methoden, Werkzeuge und Technologien für die Realisierung Positive Energy Districts

1. Kartierung von Energietechnologien
2. Kartierung intelligenter Technologien
3. Modellierungs-, Simulations- und Optimierungswerkzeuge: Vergleich und Anwendung

Organisatorische Grundsätze und Folgenabschätzung

1. Wirtschaftliche Bewertung
2. Umweltbezogene Bewertung
3. Humanitäre und soziale Folgenabschätzung

Demos, Implementierung und Verbreitung

1. Demonstrationsfälle
2. Leitlinien für die Planung und Umsetzung der Methodik
3. Verbreitung

Weitere Informationen über Annex 83 finden Sie unter https://annex83.iea-ebc.org/

Österreich in Annex 83

Österreich nimmt eine führende Rolle bei der Entwicklung des PED-Konzepts ein. So wurde die Arbeitsgruppe zur SET-Plan Action 3.2, die das europäische Ziel, bis 2025 100 PEDs zu errichten formulierte, vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) geleitet. Österreich unterstützt seitdem maßgeblich die Umsetzung dieser Zielsetzung, u.a. im Rahmen der transnationalen Joint Programm Initiative Urban Europe (JPI Urban Europe) als auch im Rahmen nationaler Ausschreibungen, z.B. im nationalen Förderprogramm „Stadt der Zukunft“. Eine Beteiligung führender österreichischer Forschungseinrichtungen am IEA Annex 83 ist daher aus Sicht der nationalen Forschungs- und Innovationspolitik wünschenswert.

AIT, Joanneum Research, die Universität Innsbruck und AEE INTEC vertreten Österreich im IEA Annex 83. 
Diese Forschungspartner agieren stark und kooperieren mit anderen Parteien in IEA Annex 83 auf internationaler und nationaler Ebene. Es sind mehrere gemeinsame Aktivitäten geplant, darunter die Entwicklung einer umfassenden Definition von PEDs und die Identifizierung und Analyse relevanter Technologien, Planungsinstrumente und Entscheidungsprozesse im Zusammenhang mit PEDs. Darüber hinaus sollen praktische Erfahrungen bei der Entwicklung von PEDs dokumentiert und relevante Projekte in einer Datenbank erfasst werden. 

 

Nationale Zielsetzungen

Zielsetzung 1: Dissemination österreichischer Forschungsergebnisse und Beispiele guter Praxis. Es werden mindestens 6 Konferenzbeiträge und 2 Journal-Articles angestrebt.

Zielsetzung 2: Einbringen der Ergebnisse des IEA Annexes in nationale Forschungsprojekte Dies beinhaltet auch das Testen verschiedener Methoden in nationalen Projekten bzw. Projekten mit nationaler Beteiligung.

Zielsetzung 3: Einbringen der Ergebnisse des IEA Annexes in österreichische Politikprozesse, Forschungs- und Innovationsprogramme (Stadt der Zukunft, Smart City Demo),und relevante Stakeholderinitiativen (Smart City Vernetzungsplattform; Einbringen der Ergebnisse in österreichische Normierungs-, Standardisierungs- und Zertifizierungsinitiativen (ASI AG 269 „Smart Cities and Communities“, ÖIB, ÖGNI, Klima-Aktiv-Zertifizierung). Dies beinhaltet: Eine mögliche Weiterentwicklung der Definition von Plus-Energie-Quartieren, Erkenntnisse zu geeigneten technologischen Lösungen und Standards, sowie Erkenntnisse bzgl. geeigneter Methoden und Handlungsempfehlungen bzgl. der Bewertung und Planung von PEDs

Zielsetzung 4 : Vernetzung mit österreichischen Stakeholdern in 3 Workshops mit jeweils mindestens 20 österreichischen Stakeholdern (Subtask C + D) aus den Bereichen Normung, Gebäudezertifizierung, Arealentwicklung, Immobilienwirtschaft, , Architekten- und Ingenieurekammer, etc.

Zielsetzung 5: Einbindung von österreichischen Städten und Kommunen (z.B. Wien, Graz und Innsbruck) in den Prozess im Rahmen von 3 Workshops mit dem Ziel der Validierung der Ergebnisse / der Planungsrichtlinien (Prüfung der Praxistauglichkeit). Bestehende Kooperationen betreffen beispielsweise die Stadt Graz im Kontext des H2020 Projekts EXCESS (nationaler Demonstrator) und des nationalen Projekts Hybrid LSC sowie die Stadt Innsbruck im Rahmen des Projekts“Smart City Campagne-Areal”.

International Zielsetzungen

Zielsetzung 1: Erstellung einer Übersicht über die relevanten Akteure im Bereich PED im den Bereichen Stadtverwaltung, Industrie, Forschung und öffentliche Entscheidungsträger (lokal, regional, national) sowie Beschreibung ihrer Bedürfnisse und Rollen.

Zielsetzung 2: Schaffung eines gemeinsamen Definitionsrahmens für PED durch ein Multistakeholder-Governance-Modell. Bisherige internationale Aktivitäten haben generalisierte Definitionen entwickelt, die viele Fragen offen lassen.

Zielsetzung 3: Analyse der notwendigen technischen Lösungen (auf Gebäude-, Stadtteil- und Infrastrukturebene), die repliziert und schrittweise auf die Stadtebene hochskaliert werden können. Dabei sollen insbesondere das Zusammenspiel flexibler Technologien/Lasten auf Stadtteilebene sowie wirtschaftliche und soziale Fragen wie Akzeptanz berücksichtigt werden.

Zielsetzung 4: Erforschung neuartiger technischer und servicebezogener Möglichkeiten für Monitoring, Big-Data-Analyse, Datenmanagement, intelligente Steuerungs- und Regelungstechnik und Digitalisierungstechnologien als Enabler für PEDs.

Zielsetzung 5:. Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Planung und Umsetzung von PEDs, die sowohl die Stadtplanung als auch die energetische Planung umfassen. Dies wird auch die Abschätzung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgenabschätzung verschiedener alternativer Entwicklungspfade umfassen.